8 ian. 2009

GEÏST

Patina Wanderer bei Fels und Fjord Wie müde Wanderer im harten Land Karg und leergebrannt Erschauernd im Abglanz der Ewigkeit Schon schwinden Namen und Zeit Mit klammen Gliedern vorwärts geh'n Ohne auch nur ein Ziel zu seh'n Wer sucht noch Sinn in einem Leben Das hohl und voll von hohlem Streben Propheten der Vergänglichkeit Hatte man längst erhängt Dornen birgt der wache Geist Weh dem, der sich verfängt Doch streben wir nicht nach der Gnade Die das Volk uns gern verspricht Schwemmten wir unser Blut zu Bade In dem ihr Geist die Hände wäscht Wir sind Wanderer bei Fels und Fjord Träumend und alt Einsam und kalt Wenden uns ab und wandern fort Trotzen den Blicken In uns'ren Rücken Klagen euch an: Übermenschenmord Strebt nur nach Gewinn, Betäubung, Huren Wir leben fort - wo sind eure Spuren __________ Winters Schwingenschlag Die Kälte des gefror'nen Bodens Steigt als weißer Dunst in die Nacht Die Luft ist klirrend, schneidend scharf Und hat die Bäume mit Raureif gekrönt Tannen ragen schwärzlich drohend in tiefes, dunkles Sturmgewölk am Horizont die Sonne fällt: die Welt den reif'gen Atem hält. Nie werde ich den Frühling seh'n Wie sehne ich den Herbst zurück Und dennoch, dieser Augenblick Scheint ewig in mir stillzusteh'n Kalte Sterne glühen teilnahmslos am Firmament Mein Schritt knirscht laut im grellen Harsch Nur weiter - kein Blick zurück Schwer trenn' ich mich vom Menschenglück Und doch, die Welt liegt hinter mir Schweigend um mich trauert nicht Denn ich war nie ein Teil von ihr Nie spürte ich den Schmerz so kalt - Nie schien in mir das Leid so alt Der Frost hat die Welt im Schlaf übermannt Und streckt seine Schwingen über das Land Alles Leben zu ersticken - Der Schlag des Herzens kaum erkannt Auf ewig nun vom Licht verbannt Wie schauerlich das Ende zu erblicken... So fliehe ich die Menschenheit Und wand're fort in Einsamkeit __________ Norn Tief in dunkler Halle Throne ich im Berg Sichtlos meine Augen Kalt wie Stein mein Herz Mein Antlitz nie erblicket Mein Heer vernichtend stark So harre ich So warte ich Gewisslich kommt mein Tag Abertausend Krieger Hören auf mein Wort Ein Wink der kalten Hand Reißt Kaiserreiche fort Meine Augen sind die Raben Und kriechendes Gewürm Das Schwert ist stark Der Speer ist schnell Von Hexenholz mein Schirm Ich kenne keine Gnade Ich kenne kein Verzeih'n Schon abertausend Jahre Sah ich die Pest gedeih'n Bald stürzen nun die Menschen Und ihr verderblich Tun Dann lache ich So ich's noch kann Und werde endlich ruh'n. __________ Patina Grün war die Welt noch einst Da Licht dem Schatten überwog Da Geist noch hoch und reinst Geschöpfet war aus gold'nem Trog Im weißen Garten legten nieder Weise Männer ihrer Häupter Samen An den Toren; und sie sangen Lieder Die nur die Winde noch vernahmen Wie die Jahrtausende verflossen... Man hoffte, aus dem Samen werde Wieder Licht. Zuletzt entsprossen Faule Früchte nur der Erde Heut' sprießt an Zäunen nur der Rost Und vor den großen schwarzen Toren Trinken Männer bitt'ren Most Den ihre Väter weiland goren Auf Moos und Steinen schläft der Staub Die Beete lang verlassen Kein Geist kehrt mehr das Laub Aus den hohlen Gassen Am Bache hatte irgendwer Die Bäume längst geschlagen Im Moder, tief im Efeumeer Erstickt ihr stilles Klagen Droben in der Finsternis, in Strahlen zerbrochener Laternen Prangt die Inschrift aus Platin: "Hier soll die Menschheit lernen." Zuletzt schlug ein verhüllter Mann Ein Bote wohl der letzten Stille Dort eine zweite (hölzerne) Tafel an: "Der Menschheit letzter Wille." Hellwach in meinem Herzen klafft Die Wunde stumpfer Schwerter Ein Palimpsest von Urteilskraft Ein Schatten von in sich gekehrter Grau-melierter Weltensicht. Etwas in mir spricht noch Ein verhallt-verklungenes Gedicht Und schließt dann leis' die Augen. __________ Jingizu Jingizu! - so viel Leid Doch wehren meine Worte Nicht dem Lauf der Zeit Und nicht dem kalten Eisen Das mein Volk verzehrt Keiner wird entkommen Und Flucht ist uns verwehrt. Drum opf're ich mich auf Und greife Dunkelheit Von Hexenholz und Eisen Von Spitze bis zum Knauf So schmiede ich Verderben Und wenn wir schon vergehen So sollen keine Menschen Den Erlkönig beerben. Jingizu! - so viel Hass So wollen wir nun sterben Gesichter, leichenblass Und Herzen kalt wie Eis Noch wehre ich der Schmerzen Doch rast bereits der Fluch So heiß in meinem Herzen. __________ Spätsommerabende Zerbrach der Spiegel der Illusionen Das morsche Glas in meinen Händen Das Blut, das von den Fingern troff Schrieb Liebesworte an staubigen Wänden Doch in versiegelte Kammern Dringt nie eines Menschen Blick Und zu alten kalten Galgen Schaut kein Wand'rer gern zurück Fliehendes Blut hat die Stunden Des Sterbens kaum verkürzt Doch berauscht Verrates Kinder Keiner hat lesend in den Wunden Erkannt: der einz'ge Sinn der Throne ist, dass man sie stürzt Im Schatten der eisigen Ruinen Sitzt kichernd böse Ironie Dass gerad' der frommste aller Mönche Den Reliquienschrein bespie Nur noch stumme stumpfe Popen Hausen in den hohen Hallen Siegeln murmelnd die Kanopen Und lachen leise wenn sie fallen Bereitet für die Ewigkeit Zerborsten nach so kurzer Zeit Leise knarrend wie von ferne Siehst du meinen Leichnam schwingen Lauf, es dämmern schon die Sterne Und im Wald die Eulen singen

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